Text und Fotos: Elena Newerdowski
Wegmarkierung |
Ein Wanderführer, der uns auf dem Wiiwegli
(Weinwanderweg) in Markgräflerland
begleitete, deklamierte oft einige lyrische Strophen von dem einen oder anderen
Dichter. Meiner Meinung nach viel
zu viel, wenn man die so beeindruckende Natur vor den Augen hat. Aber das Zitat
"trinke was die Wimper
hält" (Gottfried Keller) konnte uns nicht loslassen. Das war es, ein
Gefühl, das einen Wanderer im herbstlichen Markgräflerland
ergriff: der Durst nach der Schönheit. „Das Auge“ konnte von der Landschaft, von
den rot- und gelbgefärbten Blättern, von den dunkelblauen oder grüngelben Weintrauben
nicht genug kriegen.
Augenwimpern konnten mehr, viel mehr von der schönen Welt halten, besonders die
Opulenz des Herbstes macht jedes Auge so „durstig“.
Der Herbst ist genau die richtige Zeit,
um auf dem Wiiwegli, der über 80 km lang
ist, zu laufen. Der Wanderweg führt durch Weinberge und Wälder in Markgräflerland,
von Weil-am-Rhein bis zum Freiburg in Breisgau.
Da findet man keine pralle Sonne, wie in den Sommermonaten, keine nackte Rebe,
wie im Winter oder Frühling, nur den Überfluss an Farben und Formen.
Manche
Strecken sind sogar für junge Familien mit Kleinkindern und Kinderwagen
geeignet, da die Landwirtschaftswege als Wanderwege an Weinhängen genutzt sind.
Manche Strecken sind etwas steil. Diese führen über Wälder zu Aussichtspunkten, von denen man ins
Rheintal blicken, oder das ganze Münstertal mit dem Belchen-Gipfel als Kulisse
bestaunen kann.
Der attraktivste Abschnitt des Wiiweglies
sowohl landschaftlich als auch kulturell ist der Weg von Müllheim nach Staufen
(19 km). Unterwegs kann man eine romanische Klosterkirche, St. Cyriak, sehen oder
ein altes Weingut in dem kleinen Dorf Grunern besuchen. Wein großartig
einkaufen ist nicht gerade etwas für Wanderer, aber bei den Winzern Köpfer findet
man nicht nur Wein, sondern auch Geschichte.
Eine große Trotte steht direkt
neben dem Weingutshof und unter ihrem Dach sind einige Weinpressen aus den
letzen 200 Jahren verbogen. Das Weingut Köpfer ist eben seit
1756 im Familienbesitz.
Der Abschluss der Wanderung, die Stadt Staufen, erzählt den Besuchern nicht nur eine alte Legende über Doktor Faust und seinen grausamen Tod, sondern auch eine neue Story über die modernen nachhaltig denkenden Ratsherren, deren Fehlentscheidungen, mangelhafte wissenschaftliche Gutachten, fatale Handlungen und ein schreckliches Desaster nach sich ziehen.
Der Abschluss der Wanderung, die Stadt Staufen, erzählt den Besuchern nicht nur eine alte Legende über Doktor Faust und seinen grausamen Tod, sondern auch eine neue Story über die modernen nachhaltig denkenden Ratsherren, deren Fehlentscheidungen, mangelhafte wissenschaftliche Gutachten, fatale Handlungen und ein schreckliches Desaster nach sich ziehen.
Vor einigen Jahren wurden
Millionen ausgegeben, um das schöne Rathaus
(das Gebäude aus Renaissance-Zeiten) zu restaurieren. Dabei dachten die
Herren von der Stadtverwaltung, es wäre nicht verkehrt, noch einiges auszugeben,
um an Heizkosten zu sparen. Sie ließen eine Erdwärmepumpe am Rathaus bauen. Die
Folgen waren schrecklich. Wegen der 140 m tiefen Bohrung traten im Herbst
2007 an den Gebäuden der Staufener Altstadt Risse auf. Diese wurden immer größer
und zahlreicher. Am schlimmsten traf es das Rathaus und die Häuser am Marktplatz, darunter auch das berühmte Gasthaus Löwen, wo der Legende nach Faust
starb. Die neue Story hat noch kein Ende, weder traurig noch glücklich. Die
Bewohner der betroffenen 260 Häuser gründeten eine Stiftung zur Erhaltung der
historischen Altstadt Staufen. Sie beauftragten Wissenschaftler und Ingenieure, die nach möglichen Lösungen suchen sollten, um die Stadt zu retten.
Wandern:
Vier
Etappen:
Von Weil am Rhein nach Blansingen, 21,00 km / ca. 5:00 Stunden
Von Blansingen nach Müllheim, 19,00 km / ca. 5:00 Stunden
Von Müllheim nach Staufen, 19,00 km / ca. 5:00 Stunden
Von Staufen nach Freiburg / St. Georgen,
25,00 km / ca. 6:00
Stunden
Übernachten:
Waldhotel BadSulzburg. Drei Kilometer von der Stadt entfernt. Ruhe, Wald, Wellness.
Gasthaus Löwen.
Mitten in der Fauststadt Staufen, im historischen Gebäude, erste Erwähnung des
Gasthauses „Löwen“ war im Jahr 1407.
Weinprobe:
WeingutDörflinger in Müllheim. Dort gibt es wunderschönen alten Keller. Eichfässer mit
kunstvollen Schnitzereien.
Einkehren:
Restaurant„Fauststube im Löwen“, Staufen. Man kann zwischen Mephisto-Menü oder Faustmenü
wählen oder à la carte
bestellen.
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