Text: Elena Newerdowski
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Transili. Karakemer. Weingut Arba Wine. Foto: Arba Wine |
Wenn über deine Heimatregion in
einem populären Weinlexikon geschrieben wird, dass "die nördliche Hänge
von Tjan-Schan-Gebirgedie Weinbaugebiete der Zukunft sind“, und dass „die
Sekte aus Kasachstan bald mit dem berühmten Krim-Sekt konkurrieren werden“,
dann fängst du volens-nolens an zu lächeln. Du bist stolz und froh. Aber
eine Sekunde später wird dir klar, diese Prophezeiungen stammten aus den Jahren
2000-2001, aus der Zeit, wann keine konkurrenzfähigen Weinberge in der Republik
mehr existierten. Oder die wurden noch nicht wiederaufgebaut oder gar
gepflanzt. Die Autoren von dem Weinlexikon wussten vielleicht nicht, dass der
Weinbau in Postsowjetischen Ländern während der Kampagne gegen Konsum von
Alkohol in 1985 – 1987 massiv geschädigt, fast vernichtet wurde. Damals wurden
riesige Flächen der Weinberge ausgerodet, verbrannt oder einfach
vernachlässigt. Erst vor 25 Jahren fing man an, die noch in Karakemer, Assy-Tal
vorhandene verwilderte Weingärten zu beleben und zu kultivieren und
gleichzeitig die neuen aus Europäischen Ländern eingeführten Reben anzubauen.
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Transili. Karakemer. Weingut Arba Wine. Foto: Arba Wine |
Eine Landschaft, die in sich die
unberührte und die von Menschenhand gepflegte Natur vereint,
fasziniert nicht weniger, manchmal sogar stärker als pure Wildnis, weil sie
auch die Geschichten über Leute erzählt. Und so stärker faszinieren mich die
Menschen, die solche Geschichten mitzuschreiben wagen, zum Beispiel, alte
Gärten rekonstruieren und neue anbauen. Wie
Zeinulla Kakimzhanov, „Arba Wine“-Weingutbesitzer.
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Transili. Karakemer. Weingut Arba Wine. Foto: Elena Newerdowski |
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Transili. Karakemer. Weingut Arba Wine. Foto: Elena Newerdowski |
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Transili. Karakemer. Weingut Arba Wine. Foto: Elena Newerdowski |
Im Frühling 2015
besuchte ich meine Heimatstadt und hatte dabei das Gluck, die alte
wiederbelebte Weingärten zu sehen, zusammen mit anderen Stadtbewohnern die
Reben vom Boden aufzuheben und an Gerüst zu binden. Die 40-jährigen Weinreben
sahen anders als gewöhnlich aus. Die Stelle, aus der die dünnen Triebe
ausgingen, war wie eine alte vernarbte Wunde. Der Winzer Almat Schulembajev
erklärte mir, dass diese Wunde, der verunstaltete Stumpf war ein Resultat der mehrjährigen
Kampf gegen wucherten Hagebutte, Weißdorn und anderen Sträuchern und Kräutern,
dass die Wurzeln von den Weinreben15-17 Meter tief in die Erde gehen
mussten, um dort Wasser zu finden. Heutzutage braucht die Pflanze, nicht
so hart zu "arbeiten", um das Wasser und das Licht zu kämpfen. Die
Leute kümmern sich um sie. Sie gießen, wenn trocken ist, entfernen Unkraut,
anbinden die Triebe im Frühling, abnehmen und legen auf dem Boden
im Herbst, bedecken mit der Erde noch vor dem Wintereinbruch, vor dem Frost und
dem Schnee. Almat erzählte mir noch, dass sein Vater früher hier
arbeitete, dass sie Zuhause auch Weingarten haben und seine kleine Tochter
findet immer Spaß daran, im Herbst barfuß auf Weintrauben zu tanzen.
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Transili. Karakemer. Weingut Arba Wine. Foto: Elena Newerdowski |
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Transili. Karakemer. Weingut Arba Wine. Foto: Elena Newerdowski |
Die Firma, die
mit der Rekonstruktion und dem Wiederaufbau in Karakemer anfing, heißt Arba Wine. Die Kompanie wurde in 2008
gegründet. Damals in der Zeit 2008-2010 wurden erst eingeführte aus Frankreich Pino
Noir, Cabernet Franc, Merlot, Riesling angebaut (52 Hektar). Bevor die Firma
mit der Wiederbelebung von den alten Weinbergen anfangen konnte, wurden viele
Untersuchungen durchgeführt. Einige Experten aus Italien analysierten Boden,
Zustand von alten Reben, Anbauperspektiven. In 2010 wurden schon die alten
Weinreben auf der Fläche 150 Hektar rekultiviert. Aber der Wein konnte man erst
drei Jahre später probieren.
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zeinulla Kakimzhanov. Transili. Karakemer. Weingut Arba Wine. Foto:Arba Wine |
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Alikper Gasanov. Transili. Karakemer. Weingut Arba Wine. Foto: Elena Newerdowski |
In solchen
Fällen sagt man immer: "Das Projekt gab die Arbeit vielen Leuten aus
der Region". Es klingt zu trocken, zu bürokratisch. Die Realität ist viel
komplizierte. Weil "die Arbeit" kann einfache "Geld
verdienen" bedeuten, verlorene Zeit, sinnlose Beschäftigung. Ich denke, es
ist anders. Ich sah an dem Tag im Frühling, dass "Arba Wine" nicht
nur Arbeistplätze in Karakemer schuf, sondern neuer Sinn dem Leben auf dem
Lande gab. Man konnte sehen. spüren, wie stolz die Arbeiterinnen dort
waren, wie begeistert, und wie inspiriert der Leiter von der Weinkellerei
Alikper Gasanov war, als er über die Weinherstellung erzählte, über neue
österreichische Maschinen, über die Geheimnisse, Besonderheiten.
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Transili. Karakemer. Weingut Arba Wine. Foto: Elena Newerdowski |
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Transili. Karakemer. Weingut Arba Wine. Foto: Elena Newerdowski |
Früher
existierte Kasachstan als Weinbauregion nicht. Zuerst, wie mir der
Weingutbesitzer erklärte, sollte noch einen Eintrag erledigt werden. Jetzt ist
schon soweit. Kasachstan steht schon in der Liste, das Land kann an
Wettbewerben teilnehmen, und auch gezeichnet werden. „Arba Wine“ hat schon ganz
viele Medaillen. Ich bin stolz und auch froh nicht nur wegen der
Aufzeichnungen. Ich bin auch einfach froh, dass ich jetzt die Möglichkeit habe,
ein Geschmack von meiner Heimat im Gepäck nach Deutschland mitzunehmen.
In einer Flasche eingeschlossene Sonne,
Erde, Luft.
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Transili. Turgen-Tal. Foto: Elena Newerdowski |
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Transili. Turgen-Tal. Foto: Elena Newerdowski |
Die Region
Die nördliche
Bergkette von Tjan-schan Gebirge heißt Transili, die erstreckt über 350 km von
Osten nach Westen. Da gibt es alles Mögliche: die Gipfel bis zu 5000 Meter, die
Gletscher, deren Fläche ein Viertel von Luxemburg gleicht, enge Schluchten und
tiefe Täler, Wälder und Wiesen, Steppen und Halbwüsten. In meiner
Kindheit und Jugend waren für mich manche Täler und insbesondere Assy-Tal
eine Art von Survival-Platzdarm. Wir zelten auf der Höhe 2000 Meter, wir
tranken Wasser aus Bergbäche, wir kochten auf dem offenem Feuer, wir kauften
nicht bei nomadischen Hirten, nur tauschten um, Tee und andere Stadtwaren
gegen Hammelfleisch, Stutenmilch und nomadische Käse.
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Transili. Turgen-Tal. Foto: Elena Newerdowski |
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Transili. Turgen-Tal. Foto: Elena Newerdowski |
Jetzt ist nicht
mehr so wild wie damals. Gibt es ein paar Geschäfte unten im Tal, kann man eine
Busreise buchen und den Turgen-Fluss entlang bis zu Wasserfälle wandern. Aber
es gibt immer noch keine vernünftige Unterkunft, keine Einkehrmöglichkeiten. Und
keine Karten, GPS-Daten, keine markierte Wege. Also - man kann weiter das
Überleben im Wildnis üben.
Karakemer, wo
Wein angebaut wird, liegt zu Füssen von Transili-Bergkette, 60 km östlich von
Almaty, einer Millionenmetropolie in Südkasachstan entfernt.
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Transili. Turgen-Tal. Foto: Elena Newerdowski |
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Transili. Turgen-Tal. Foto: Elena Newerdowski |
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