Sonntag, 1. Januar 2012

Meine italienische Reise. Post-Diarium




12. Rom. Seine malerische Seite

Ich lernte altrömische Kunstgeschichte in einer Kunstschule in 1980-er nach Lehrbüchern von 1970-er Jahren. Vielleicht deswegen stellte ich das Altertum fast immer weiß, farblos, wie aus Marmor gemeißelt vor. Auch später, als ich die altrömische Geschichte studierte, brachte mich keiner von meiner Vorstellung ab. Nur die Fayumportäten nannte man damals, wenn die Rede um Malerei von Altertum ging. Ich vermute, alle sowjetischen Kunsthistoriker konnten die Kunstgeschichten nur nach den Artefakten aus sowjetischen Museen  kennenlernen, erforschen, beschreiben, einschätzen.


  
Auf dem Foto: "Gartensaal", Villa di Livia, 1 Jhd. vor Ch. Diese Wandmalerei wurde 1863 im römischen  Stadtteil Prima Porta (Ad Gallinas Albas) entdeckt, in 1951 abgenommen. 
Museo Nazionale Romano / Palazzo Massimo alle Terme


11. Rom. Die Maske aus Chryselephantin

Ich habe nie wirklich nachgedacht, ob der schwarze archäologische Markt so schlimm wäre. Ja, mir war klar, dass Dilettanten die Ausgrabungen beschädigen oder gar vernichten, aber was könnten sie finden? Ja, mir war auch klar, dass die Artefakten illegal verkaufen würden, aber wir haben doch schon genug, es gibt so vielen Museen! Das dachte ich. Früher. Die erste Offenbarung war eine chinesische Lackschatulle, die auf skythischer Krim gefunden wurde... Und die zweite ist eben passierte. In Rom. 


Auf dem Foto: Ein Gesicht, das aus einem Stoßzahn (60 cm Diameter) eines afrikanischen Elefanten  (Buhler) geschnitzt wurde. Ein Teil von einem Kunstwerk, das in einer Römischen Villa von schwarzen Archäologen gefunden wurde. Gleichzeitig wurden auch Teilen vom Hand  und Arm entdeckt (Stoßzahn von einer Elefanten-Kuh). Die Artefakte kamen in die Sammlung dank der Ermittlungen einer Carabinieri-Einheit (Carabinieri Art Squad) in 2003. Alles fing mit einem Polaroidbild an, das auf dem Schwarzmarkt in 1994 für Sensation sorgte. Nach einigen Jahren Ermittlungsarbeit wurden die Sachen in London bei zwei Dealern  entdeckt und nach "legalen Prozeduren" zurück nach Italien gebracht.   
Man kann nur vorstellen, vermuten, wie die Werke aus Chryselephantin (Elfenbein und Gold) ausgesehen konnten. In Museum sind nur Fragmente zu sehen, die aber so wunderschön sind, das jedem  der Atem stocken bleibt. Man sieht Lebendigkeit der Haut, inneres Leben, Licht...   
Museo Nazionale Romano / Palazzo Massimo alle Terme

10. Rom. Eine Antikensammlung voller Überraschungen


Hände eines Kämpfers.  
Museo Nazionale Romano / Palazzo Massimo alle Terme 

Fast alle, die antike Rom an einem Tag sehen wollen, fangen mit dem Kolosseum an. Und das ist richtig, weil später es zu heiß wird und viel zu viel Besucher kommen. Dann spaziert man direkt zum Forum, es ist klar, es ist auch richtig. Aber es gibt in Rom noch ein Museum, das leider nicht so oft empfohlen ist, wie die anderen antike Orte: Palazzo Massimo alle Terme. 


Altrömische "Barbi" aus einem Marmorsargophage (Tivoli, Ende 2. Jahrhundert vor Ch.). Die Frisur erinnert sich an Giulia Domna, die Frau vom Kaiser Settino Severo. 

Museo Nazionale Romano / Palazzo Massimo alle Terme 


"Entführung des Hylas von Nymphen" Opus sectile, Rom. Erste Hälfte 4 Jh.  

Museo Nazionale Romano / Palazzo Massimo alle Terme 


Das Museum befindet sich in unmittelbare Nähe zum Hauptbahnhof, Stazioni Roma Termini. Deswegen sind wir eingegangen: uns fehlte die Zeit für die Caracalla Thermen, zum Beispiel. Und wir ahnten nicht, so viel Überraschendes zu sehen. 


Herakles, wahrscheinlich ein Schauspieler in dessen Rolle. Römische Kopie des griechischen Originals aus 3 – Mitte 2 Jh. V. Ch. 
Museo Nazionale Romano / Palazzo Massimo alle Terme