Text und Fotos: Elena Newerdowski
Schiller-Kaufhaus, Goethe-Menü, Brüder
Grimm-Portraits als Motiv für Servietten. Wären Dichter, Schriftsteller
verärgert, empört, wütend, wenn sie davon erfahren hätten? Manche, bestimmt,
ja. Ohne Zweifel. Und einige hätten sich vielleicht, wenn nicht gerade verehrt
gefühlt, dann einfach amüsiert.
Ich würde sagen, Puschkin hätte nichts dagegen, in der Bar "Blauer
Puschkin" einen Punsch zu bestellen. Oder eine Bloody
Mary, ich weiß nicht genau was da alles angeboten wird, ich war noch nicht in
diesem Lokal in Sankt-Petersburg.
Mich amüsiert das Namen-Marketing auch.
Ich freue mich, wenn ich Serviette mit dem von Ludwig Emil Grimm geschaffenen
Doppelportrait seiner berühmten Brüder in einem Café bekomme, ich wische aber
damit keine Finger, ich stecke die Serviette wie ein Mitbringsel in meine
Tasche, nehme sie mit nach Hause, sie liegt dann einige Tage rum, bis ich sie
eines Tages verliere. Goethe-Menü werde ich auch gerne essen... Was ich
aber nicht verstehen kann, warum die Kaufhäuser die Namen von Dichter tragen
dürfen. Ich empfinde das Goethe-Kaufhaus oder Schiller-Shoppingcenter als
Missbrauch, als "Gotteslästerung", schlimmer wäre vielleicht Kant-
oder Hegel-Drogerie. Aber gegen Mercator-Center (gibt es in Duisburg) habe ich keine
Einwände. Ich kann mir sogar vorstellen das Gebäude von dem Mercator
Waren-Center als eine Art Seekarte zu akzeptieren. Als ich Kartografie
studierte, wurde uns unterrichtet, dass sogar in modernen Seekarten die
mathematische Projektion vom alten Holländer benutzt wird: Mercator-Netz.
Einkaufen im „Merkator“ heißt eingefangen sein in seinem Netz.
Jetzt fange ich gerade an, mit mir
selbst darüber zu diskutieren.
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Dornröschenschloss Sababurg |
In einem neuen Roman "Die
Rente" schreibt Alexander Ilianen,
ein russischer Schriftsteller (Sankt-Petersburg), über die Namen von Schiffen,
die er auf Newa während
seiner Spaziergänge beobachtet: