Mittwoch, 4. November 2015

Kasachstan. Reisen mit Insider-Tipps

Text: Elena Newerdowski
Kasachstan. Foto: Serafima Rayskina




Der Reiseführer "Kasachstan" von der freischaffenden Journalistin und Umweltschützerin Dagmar Schreiber, die viele Jahren in Kasachstan lebte und arbeitete, erschien schon zum fünften Mal im Berliner Trescher Verlag (in deutscher Sprache, auf Englisch gab es bis jetzt zwei Ausgaben).



Die aktuelle Ausgabe (2014) scheint nicht nur ein ausführliches Handbuch mit vielen nützlichen Informationen für Reisende zu sein, sondern eine wirkliche Enzyklopädie, ein Lexikon, in dem über Land und Leute erzählt wird. Die Aufgabe war nicht leicht: die Autorin musste alle noch vorhandenen Lücken im Wissen um Kasachstan schließen. Das heißt, sie musste alles von Anfang an erzählen, erklären und verständlich machen. Dagmar Schreiber konnte die Schwierigkeiten einer solchen Arbeit erfolgreich bewältigen. Ihr ist gelungen, ein gutes Buch über das fast unbekannte Land zu schreiben.

Kasachtan. Marktfrauen. Kasachischer Trockenkäse Kurt. Foto: Elena Newerdowski

Kasachstan. Kasachische Jurte. Foto: Elena Newerdowski


Auf 504 Seiten des Reiseführers kann man alles finden: kurze Einführung in Geografie, Geomorphologie, Hydrografie, Bodenkunde, Botanik, Zoologie des Territoriums, dessen Fläche die neungrößte der Welt ist; eine ausführliche Darlegung der Geschichte des Volkes und seiner Stämme und Sippen, bis auf der Liste von allen fremdklingenden Stammesnamen:  Alban, Ujsun, Zhalair, Oschakty, Argyn, Kerej, Alimul, Bajul… , was alle Leser auf eine Bewährungsprobe stellt; einen kurzen "Ausflug" in Kunstgeschichte, politisches System, Wirtschaft und Wissenschaft, moderne Bildung und altes Brauchtum.

Kasachstan. Transili Alatau. Foto: Serafima Rayskina


Nach den allgemeinen Informationen über das ganze Land folgt die Beschreibung der einzelnen Regionen mit konkreten Empfehlungen für Reisende: wo kann man übernachten, einen Guide oder Wanderführer finden, auf welchen Plätzen darf man zelten, wo befinden sich die Grenzgebiete, für die man extra eine Einreisegenehmigung beantragen muss, wo findet man die bessere Straßencafes, wie muss man sich benehmen, auf welche lokalen Traditionen besonders achten. 


Kasachstan. Tscharyn-Tal. Foto: Elena Newerdowski

Kasachstan. Kolsai-See an der Grenze mit Kirgisistan. Foto: Serafima Rayskina



Jedem, der das Buch bis zu Ende gelesen haben sollte, wird sofort klar, dass Dagmar Schreiber das Land kennt, sie war überall dort, durchwanderte das Land kreuz und quer. Und noch, dass sie Kasachstan so lieb hat, dass sie bereit ist, mit jedem diese Liebe zu teilen. Dagmar Schreiber will jedem helfen, das unbekannte Territorium zu entdecken, zu erkunden, zu verstehen. Und vielleicht irgendwann auch sich in Kasachstan zu verlieben. Aber das ist eine fast unmögliche Aufgabe für ein 504-seitiges Buch. Schade, eigentlich.  Es ist unwahrscheinlich, einen ahnungslosen Leser überzeugen, wenn nur so wenig Platz zur Verfügung steht und es so vieles zu erzählen gibt. Das Buch muss schon einen richtigen "Partner" finden. Zum Beispiel, einen, der dort früher schon  einmal war.   

Kasachstan. Almaty. Foto: Elena Newerdowski


Zum Beispiel mich, die dort geboren wurde und aufgewachsen ist. Ich machte beim Lesen viele Entdeckungen für mich, bekam Lust, noch einlam ins unbekannte Kasachstan zu reisen. Ein paarmal benutzte ich mit Erfolg die aus dem Buch erlesenen geheimen Kenntnisse über meine Landsleute (als „Eingeborene“ habe (oder hatte ich früher) die gleichen Eigenschaften, und manche waren für mich bis jetzt unbewusst).  Ein andermal konnte ich die Einheimische mit meinen neuen Kenntnissen faszinieren. 

Kasachstan. Medeu. Foto: Serafima Rayskina

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