Dienstag, 6. August 2013

Die dreizehn Fetische der heutigen Mode



Die dreizehn Fetische der heutigen Mode

Die Hauptausstellung M°BA wurde von Li Edelkoort kuratiert. Die Schau, die sie machte, war faszinierend wie immer, aber dann kam die Frage: schön und gut, aber warum gerade Fetischismus, was wurde darunter gemeint?

Absurdism.
Fetishism in Fashion. M°BA 2013. Arnhem. Foto Serafima Rayskina
Die Ausstellung hatte wenig mit einem Fetisch, einem Gegenstand zu tun, sondern mit unseren geheimen und offensichtlichen Wünschen und Trieben, Lüsten und Begierden, und damit, wie wir unsere seelische oder mentale oder geistige Seiten in eine materiale Welt übertragen, für andere sichtbar machen, in eine Fashion-Sprache „übersetzen“.
Li Edelkoort ist überzeugt: „erwachsene Fetische“ / Wünsche? Triebe? sind in unserer Kindheit verwurzelt. Von da kommt eine Vorliebe für nackte Haut, für Leder oder Samt, für Schuhe, für Schwarz oder Pink. Sie ist gut darin, alles Mögliche zu klassifizieren, alles  zu definieren, zu ordnen und zu benennen. 
Regionalism.
Fetishism in Fashion. M°BA 2013. Arnhem. Foto Elena Newerdowski

Für die Ausstellung „Fetishism in Fashion“ hat sie auch 13 solchen Themen, Klassifikationskategorien erfunden.
Genau 13 – auch so eine Fetischzahl.

1. Nudism 

Nudism.
Fetishism in Fashion. M°BA 2013. Arnhem. Mood Room. Slideshow, by Li Edelkoort

Die nackte Haut kommt, - meint die Kuratorin. Der  Körper steht im Fokus der Artikulation. Die Haut, die Knochen, der Skelett.

Nudism.
Fetishism in Fashion. M°BA 2013. Arnhem. Foto Elena Newerdowski

Nudism.
Fetishism in Fashion. M°BA 2013. Arnhem. Foto Elena Newerdowski

Nudism.
Fetishism in Fashion. M°BA 2013. Arnhem. Foto Elena Newerdowski


2. Sado-Masochism

Sado-Masochism.
Fetishism in Fashion. M°BA 2013. Arnhem. Mood Room. Slideshow, by Li Edelkoort

Diese Kategorie braucht keine Erklärung, ist zu offensichtlich. Vielleicht, ein Zitat: “The word „fashion victim“ will gain final fetishistic meaning“ (Li Edelkoort, das kurze Buch zur Ausstellung).

Sado-Masochism.
Fetishism in Fashion. M°BA 2013. Arnhem. Foto Elena Newerdowski

Sado-Masochism.
Fetishism in Fashion. M°BA 2013. Arnhem. Foto Serafima Rayskina


3. Infantilism

Infantilism.
Fetishism in Fashion. M°BA 2013. Arnhem. Mood Room. Slideshow, by Li Edelkoort
Der neue Fetisch oder, besser gesagt, neue Trend: niemals erwachsen werden, immer niedliche Sachen tragen, immer unschuldig und unreif aussehen. 

Infantilism.
Fetishism in Fashion. M°BA 2013. Arnhem. Foto Serafima Rayskina

Infantilism.
Fetishism in Fashion. M°BA 2013. Arnhem. Foto Elena Newerdowski

Infantilism.
Fetishism in Fashion. M°BA 2013. Arnhem. Foto Elena Newerdowski


4. Nipponism

Nipponism.
Fetishism in Fashion. M°BA 2013. Arnhem. Mood Room. Slideshow, by Li Edelkoort

„Der innere Drache“ wird gezähmt: bonsai geschnitten und gedrahtet, Sushi gerollt, Blumen arrangiert, Geliebte mit einer Seil umwickelt, bondagiert. Es ist schwer vorzustellen, ob irgendwo noch ein so fetischistisches Land existiert. In Japan wird alles kodifiziert – so erleuchtend!

Nipponism.
Fetishism in Fashion. M°BA 2013. Arnhem. Foto Elena Newerdowski

Nipponism.
Fetishism in Fashion. M°BA 2013. Arnhem. Foto Elena Newerdowski


5. Spiritualism

Wer den Körper mit viel Schichten der Kleidung bedeckt, der schafft einen großen hohlen Raum für die Seele. Die schwarze Farbe ist ganz passend in diesem Fall.

Spiritualism.
Fetishism in Fashion. M°BA 2013. Arnhem. Foto Elena Newerdowski

Spiritualism.
Fetishism in Fashion. M°BA 2013. Arnhem. Foto Elena Newerdowski


6. Absurdism

Absurdism.
Fetishism in Fashion. M°BA 2013. Arnhem. Mood Room. Slideshow, by Li Edelkoort

Philosophie der Absurdität befreit die Seele und den Geist. Absurdistische Mode macht den Körper frei von allen Gesetzen der Gravitation. Werde ein Freak, sei verrückt – und alles wird wieder prima sein!
„Going bonkers as a fashion therapy“. ((Li Edelkoort, das kurze Buch zur Ausstellung).

Absurdism.
Fetishism in Fashion. M°BA 2013. Arnhem. Foto Serafima Rayskina

Absurdism.
Fetishism in Fashion. M°BA 2013. Arnhem. Foto Serafima Rayskina


Romanticism

Die Vergangenheit als Fetisch. Auf einmal mögen wir alle Vintage. Hier aber geht es nicht um gemütliche alte nette Sachen, sondern um die Vergangenheit, die wir nie gesehen haben, in der wir nie gelebt haben. Sehnsucht nach dem großen melancholischen Schauspiel, nach dem romantischen Theater.
Ewige Traurigkeit: schwarzes Kleid, roter Haare, Porzellan-weiße Teint. Ewiges Drama.

Romanticism.
Fetishism in Fashion. M°BA 2013. Arnhem. Foto Serafima Rayskina


Romanticism.
Fetishism in Fashion. M°BA 2013. Arnhem. Foto Serafima Rayskina

Romanticism.
Fetishism in Fashion. M°BA 2013. Arnhem. Foto Serafima Rayskina

8. Legendism

Legendism.
Fetishism in Fashion. M°BA 2013. Arnhem. Mood Room. Slideshow, by Li Edelkoort
„Design besteigt den Olymp“, - meint Li Edelkoort. Aber der heutige Olymp hat wenig mit dem altgriechischen Olymp und allen seinen Göttern gemeinsam. Die neuen Olympischen Götter haben etwas von der moderne Filmindustrie, vom Hollywood. Alles ist ein bisschen kinematografisch, alles erinnert sich an „Metropolis“, oder an einen neuen Remake davon. 

Legendism.
Fetishism in Fashion. M°BA 2013. Arnhem. Foto Serafima Rayskina

Legendism.
Fetishism in Fashion. M°BA 2013. Arnhem. Foto Elena Newerdowski

Legendism.
Fetishism in Fashion. M°BA 2013. Arnhem. Foto Serafima Rayskina


9. Consumerism

Consumerism.
Fetishism in Fashion. M°BA 2013. Arnhem. Mood Room. Slideshow, by Li Edelkoort

Fast alle Leute, besonders die junge, haben „fast Fashion“ als ihren Fetisch gewählt. Designer widersprechen mit Witz und Verstand. Der Consumerism ist eher eine Provokation als der richtige Modetrend .

„Using waste to warn the world“, (Li Edelkoort, das kurze Buch zur Ausstellung)

Consumerism.
Fetishism in Fashion. M°BA 2013. Arnhem. Foto Serafima Rayskina

Consumerism.
Fetishism in Fashion. M°BA 2013. Arnhem. Foto Serafima Rayskina


10. Regionalism

Es ist ganz simpel: was wir als „Slow Food“ oder „Slow Back“ kennen, gibt es jetzt in der Mode. Slow Fashion: „and retail is just around the corner“, (Li Edelkoort, das kurze Buch zur Ausstellung)

Regionalism.
Fetishism in Fashion. M°BA 2013. Arnhem. Foto Elena Newerdowski

Regionalism.
Fetishism in Fashion. M°BA 2013. Arnhem. Foto Elena Newerdowski


11. Patriotism

Fetisch „Patriotismus“ als neue Mantra gegen Streetwear oder Casual-Kleidung, ein bisschen Chauvinismus und ein hauch Hooligans Aggressivität. Designer gucken bei unterschiedlichen Fetischisten die Idee ab, leihen die aus, werfen alles in einen Kessel und mixen daraus etwas Neues. Alles wird gebraucht: „from Hell's Angels leather to Scottish clans, Palestinian scarves, Indian motorbikes, mohair Punk knitwear, Asian embroideries, Japanese indigos, French sailor stripes and American denim.“ (Li Edelkoort, das kurze Buch zur Ausstellung)

Patriotism.
Fetishism in Fashion. M°BA 2013. Arnhem. Foto Serafima Rayskina

Patriotism.
Fetishism in Fashion. M°BA 2013. Arnhem. Foto Serafima Rayskina


12. Nomadism

Es klingt wie etwas, was genau für uns geschafft, sieht aber nicht so aus. Ich war ein bisschen enttäuscht, als ich diese Sachen sah. Die neuen Nomaden, die der Wunsch „immer mobil sein“ als ihren Fetisch preisen könnten, könnten auch ganz andere Sachen gebrauchen. Eher für die Leute, die „draußen Zuhause“ sind.

Nomadism.
Fetishism in Fashion. M°BA 2013. Arnhem. Foto Elena Newerdowski

Nomadism.
Fetishism in Fashion. M°BA 2013. Arnhem. Foto Serafima Rayskina

Nomadism.
Fetishism in Fashion. M°BA 2013. Arnhem. Foto Serafima Rayskina


13. Shamanism

Shamanism.
Fetishism in Fashion. M°BA 2013. Arnhem. Mood Room. Slideshow, by Li Edelkoort
Kunstvoll, aber etwas irreal. Ein Zitat: „The contact with ancestors as a gateway to the future“. (Li Edelkoort, das kurze Buch zur Ausstellung).


Shamanism. Fetishism in Fashion. M°BA 2013. Arnhem. Foto Elena Newerdowski


Shamanism. Fetishism in Fashion. M°BA 2013. Arnhem. Foto Elena Newerdowski


Es geht nur mir so: Diese Unterteilung sieht ein bisschen künstlich aus?
Und es geht mehr um die Philosofie, als um die Fetischismus? Alles um sich selbst zu definieren, zu manifestiren?
Man muss immer einen richtigen Namen wählen, einen Schlüsselwort finden, und dann wird es gelohnt. Es ist unmöglich eine Schau so zu nennen „Selbstidentifizierung in der Mode“, nicht wahr?


 
Consumerism.
Fetishism in Fashion. M°BA 2013. Arnhem. Foto Serafima Rayskina



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