Aktuelle Textil-Trends "Well-Being 4.0"/"Das Wohlbefinden 4.0", Heimtextil 2016, Frankfurt-am-Main
Craft. "Well-Being 4.0"/"Das Wohlbefinden 4.0", Heimtextil 2016, Frankfurt-am-Main |
Der
aktuelle Ölpreis fiel in dieser Woche unter 30 Dollar pro Barrel. Vor acht
Jahren war der noch 140, kurz vor dem Absturz im Sommer 2008. Damals wurde prophezeit,
dass der Ölpreis in zwei Jahren die 200-Dollar-Grenze überschreiten können
hätte. Heute wird gesprochen, ein Barrel Öl würde in 2040 160 Dollar kosten.
Worum geht’s? Ja, um die Bodenschätze, das Erdinnere. Und um die Wahrsagerei mit
dem Kaffesatz. Oder mit dem Ölfleck?
Die
Krise lehrt nicht. Wahrsager oder Kartenleser machen ihre Prophezeiungen weiter.
Aber die Kreative, Designer und Architekten hörten damit auf, also mit dem
abzocken. Nach der Krise 2008 wurden sie nüchtern, ließen den sinnlosen Spielen
mit den leeren Formen beiseite und fangen mit der vernünftigen Wohnungs- /Lebens-
/ Erde-Einrichtung an. Wenn möglich, dann ohne Bodenschätze, nur mit Sonne, Wasser,
Wind und organische Natur. Man konnte diese Tendenz verstehen, als der Ölpreis
noch 100 Dollars pro Barrel war, aber jetzt bei 30 machen die Kreative immer
weiter. Sie laden Batterien mit Sonnenenergie, heizen Häuser mit Hilfe von Photosynthese
(grüne Algen), machen aus Buchweizen oder Maisschrot mit Hilfe Myzelium neue
organische Kunststoffe.
Nachhaltigkeit. "Well-Being
4.0"/"Das Wohlbefinden 4.0", Heimtextil 2016, Frankfurt-am-Main
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Designer
machen es unbeirrt weiter: Sie bereichern, pflegen, schützen, versorgen. Die handeln.
Ja, aber auch die aktuellen Tendenzen tragen solche Namen: bereichern, pflegen,
schützen, versorgen. Die vier oben genannten Trends wurden visualisiert von
zwei US-Designerinnen Lisa Douet und Helen Sac von WGSN in der
Ausstellung Theme Park in Rahmen der Messe Heimtextil 2016 in
Frankfurt-am-Main.
Keine Sensation, keine Aufrufe „Ach!“ oder „Wow!“ Alles wie bereits schon
erwartet. Noch eine Variation zum Thema „sustainability, Nachhaltigkeit,
durabilité». Wenn man sich an die Ausstellung
vom Vorjahr, die vom Niederländischen Institut de Stijl konzipiert wurde, erinnert,
dann vermisst man sofort die „niederländische“ Sicht der Dinge: die
Universalität der barocken wissenschaftlichen Kabinettes, die Metaphysik und
Mystik, das Geistige. Uns wurden keine inspirierenden Zukunftsstrategien
gezeigt, sondern einfache zwar schöne aber nüchtern praktische Sachen. Wir
wurden vom Himmel auf die Erde zurückgesetzt, in unsere eigene Hülle, den Körper,
wiedergesteckt, damit wir uns ernsthaft Gedanken machen, wie wir mit ihm weiterleben
sollten.
Nachhaltigkeit. "Well-Being
4.0"/"Das Wohlbefinden 4.0", Heimtextil 2016, Frankfurt-am-Main
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Also, der globale Trend für 2016-2017
ist "Well-Being
4.0"/"Das Wohlbefinden 4.0", eine Schwärmerei der „post-digitale“
Epoche, eine neue Version der modernen Selbstverbesserung, die einigermaßen
einfachen Wellness-Konzepte ersetzen sollte. Diese „Wohlbefinden“-Version wurde
durch die Installationen in fünf Holz-Kokons präsentiert. Die Themen sind auch allen längst
bekannt: „Craft“ für Handwerk, „Retail“ für
Einzelhandel, „Sustainability“ für Nachhaltigkeit, „Hospitality“ / Gastlichkeit
und „Technology“ / Technologie. Die Umsetzung beraubt keinem den Atem, alles
sieht sehr praktisch, sehr nüchtern aus. Jedem wird klar, dass hier eher um
Vermarktung und Kunden-Gewinnen geht, als um Inspirationen.
Craft. "Well-Being 4.0"/"Das Wohlbefinden 4.0", Heimtextil 2016, Frankfurt-am-Main |
Craft. "Well-Being 4.0"/"Das Wohlbefinden 4.0", Heimtextil 2016, Frankfurt-am-Main |
Der Meinung der WGSN-Designerinnen
nach sollten alle nachdem sehnen, Kunden besser zu verstehen und deren
Erwartungen und Wünsche zu erfüllen. Und was genau es sein sollte? Wenn um die
Heimtextil-Messe geht, dann die Heimtextilien eben. Die Stoffe, die den Körper
umhüllen, erwärmen, verschönern. Auf der Ausstellung "Well-Being
4.0"/"Das Wohlbefinden 4.0" konnte man sehen, fühlen, antasten
alle möglichen Stoffe der näheren Zukunft, die nach den unbekannten für den
breiten Publikum Prinzipien von dem internationalen Team „Trendtable“ noch im
Sommer 2015 in vier Trends aufgeteilt wurden.
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Technologie. "Well-Being 4.0"/"Das Wohlbefinden 4.0",
Heimtextil 2016, Frankfurt-am-Main
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1.
Enrich / Bereichern (veredeln, verschönern): Großzügige,
satte Farben wie Pflaume und Karminrot blühen auf mit metallischen Akzenten aus
Gold, Messing und Geschützmetall.
2.
Energise / Aufpeppen (mit Energie versorgen): Die Farbpalette
pulsiert mit hohen und niedrigen Kontrasten. Intensive und fast fluoreszierende
Umrisse vibrieren vor dunkleren elektrischen Blautönen.
3.
Protect / Schutz (umhüllen,
beschützen): Farben
spiegeln das Konzept der Lauterkeit, Leichtheit und Ruhe wider – bei Tag oder
Nacht.
4.
Nourish / Hegen (pflegen): Der Akzent liegt
auf der Begrünung mit Farben, die die Schönheit eines Grüntons und seiner
Umweltelemente feiern, wie Erde, Stein, Dunkelbraun und Grau.
Protect. Well-Being
4.0"/"Das Wohlbefinden 4.0", Heimtextil 2016, Frankfurt-am-Main
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Nourish. Well-Being
4.0"/"Das Wohlbefinden 4.0", Heimtextil 2016, Frankfurt-am-Main
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Drinnen
in den Holz-Kokons und auf den Tischen in der Halle konnte man die Stoffe
ansehen, fotografieren, aber auch antasten, falten, streicheln. Manche Textilien
hatten dreidimensionale Struktur, andere waren dünn und glatt. Was die Muster
betrifft, da konnte man merken eine allgemeine Tendenz für alle vier Trends: die
figurative Pflanzliche Motive verschwinden langsam, die geometrische Muster
alle Art (das Raster, die Pixelbilder aus digitaler Welt) ersetzen die
ehemalige organische Opulenz.
Nachhaltigkeit. "Well-Being
4.0"/"Das Wohlbefinden 4.0", Heimtextil 2016, Frankfurt-am-Main
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In
der vernünftigen und nüchternen Welt der "Well-Being 4.0"/"Das
Wohlbefinden 4.0"-Ausstellung gab es ein paar kleine Inseln reines
Experimentierens. In den Kokons wurden Projekte der Designer und Künstler präsentiert,
die Trends auf spektakuläre Weise illustrierten: Chemische Reaktionen mit
Kupfer, Farben aus Birke, Brennnesselgarn.
Die Ergebnisse der Experimente gaben
eine Vorahnung, zeigten eine Richtung, wohin es weiter gehen würde, die waren
wie ein Zugang zur anderen Welt, wo Designer die Bakterien die Stoffe
produzieren lehren und die Ingenieure lebende organische Häuser projektieren.
Die Design- und Kunstprojekte waren zwar nicht
praktisch, und führten nicht unbedingt zum Erfolg, aber… Man erwartet von der
Trendausstellung nicht nur vernünftige kurzfristige Lösungen, sondern auch etwas
Zukunftsorientiertes, Wegweisendes.
Nourish. Well-Being
4.0"/"Das Wohlbefinden 4.0", Heimtextil 2016, Frankfurt-am-Main
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Retail. "Well-Being 4.0"/"Das Wohlbefinden 4.0", Heimtextil 2016, Frankfurt-am-Main |
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Text und Fotos: Elena Newerdowski
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